MÜNCHEN – In Deutschland leidet fast jeder Fünfte unter einer Pollenallergie. Betroffenen wird empfohlen, sich während der Pollensaison möglichst wenig im Freien aufzuhalten und die Wohnräume nur abends und am frühen Morgen zu lüften, um die Pollenkonzentration in Innenräumen möglichst niedrig zu halten. Büroräume unterliegen hingegen oft anderen Lüftungsstrategien. Wissenschaftler der Technischen Universität München (TUM) haben deshalb die Pollenkonzentrationen in Büroräumen untersucht und daraus praktische Tipps zum Lüften abgeleitet.
Dazu erfassten die Ökoklimatologen im April 2015 in fünf verschiedenen Räumen sowie vor den jeweils dazu gehörenden Fenstern die Birkenpollenkonzentration. Diese Pollenart löst besonders häufig allergische Reaktionen aus. Die untersuchten Räume unterschieden sich unter anderem in ihrer Durch- oder Belüftung. Als Pollenquelle identifizierten die Wissenschaftler zehn Birken in direkter Nähe zu den untersuchten Büros, weitere 46 befanden sich in 0,5 bis zu 15 Kilometern Entfernung.
Große Unterschiede zwischen einzelnen Räumen
Die Messungen ergaben erwartungsgemäß, dass die Pollenkonzentrationen in den Räumen grundsätzlich niedriger waren als draußen. Allerdings schwankte das Konzentrationsverhältnis der Pollen zwischen sieben zu 75 Prozent, was die Forscher auf die unterschiedlichen Lüftungsstrategien zurückführten: Die niedrigste Pollenbelastung fanden sie in einem Raum, der alle zwei Stunden für fünf Minuten gelüftet wurde. Deutlich höher war sie, wenn das Fenster dauerhaft gekippt oder weit geöffnet war, sowie in einem Labor mit automatischem Luftabzug.
Die Forscher schlussfolgern daraus, dass die Pollenkonzentration in Innenräumen durch Stoßlüften um bis zu zwei Drittel reduziert werden kann im Vergleich zum Maximum der in der Studie erreichten Pollenkonzentration in einem Raum. Entsprechend raten die Wissenschaftler Pollenallergikern, ihre Büro- und Aufenthaltsräume lediglich stoßzulüften.
Als weiteren, die Pollenkonzentration in Büroräumen beeinflussenden Faktor identifizierten die Forscher Publikumsverkehr. Gingen Kollegen oder Besucher in einem Raum ein und aus, nahm die dort herrschende Pollenkonzentration mit der Zeit zu. Als Ursache hierfür machten die Wissenschaftler an der Kleidung haftenden Pollen verantwortlich.
Darüber hinaus stellten sie fest, dass sich Pollen im Hausstaub anhäuften, sofern gar nicht oder nur selten geputzt wurde. Dies geschah sogar über die Pollensaison hinaus. Regelmäßiges Staubwischen sei daher für Allergiker wichtig, um allergische Reaktionen zu minimieren, resümierten die Wissenschaftler.
Quelle: Indoor Air, 12. November 2016
Copyright: Biermann Medizin 2017